Stressmedizin

Bedrohung unserer Bedürfnisse und wenig eigene Ressourcen führen zu Stress. Lernen Sie, mit Stress umzugehen und herunterzufahren

Stressmedizin

Die Welt wird immer herausfordernder. Zeitdruck, Informationsflut, Konkurrenzkampf sowie gesellschaftliche Veränderungen (auch in Beziehungen) fordern uns immer stärker. Viele fühlen sich permanent unter Druck.

Bewerten wir eine Situation aus unserer Lebenserfahrung heraus als Bedrohung unserer Bedürfnisse, werden Stresshormone (u.a. Cortisol) ausgeschüttet, um den Menschen auf Flucht, Kampf oder Erstarren vorzubereiten (Cortisol erhöht u.a. den Blutzuckerspiegel, um Energie bereit zu stellen, wirkt gegen Entzündung und Allergie, stellt die Gefäße eng und sorgt für einen erhöhten Herzschlag).

Ein Reaktionsmuster, das sich im Laufe der Evolution entwickelt hat, wird durch eine rasante Veränderung der Lebensgewohnheiten immer mehr zu einer medizinischen Herausforderung. Auch jede einzelne Zelle bewertet ihre Umgebung und reagiert mit „Stress“ bei Bedrohung. So können Stress-Reaktionen auch „von innen“ ausgelöst werden und Effekte im restlichen Organismus verursachen.

Im Netzwerk der Psycho-Neuro-Endokrino-Immunologie gibt es daher neben dem klassischen Ansatz einer Psychotherapie oder Coachings in der Behandlung eine Vielzahl von weiteren Schnittstellen, die untersucht und gegebenenfalls beeinflusst werden sollten. Es ist an der Zeit, stressbedingte Erkrankungen als eine Systemerkrankung anzuerkennen und systemisch-ganzheitlich zu behandeln.

Chronischer Stress kann sowohl aus psychischen Belastungen, wie etwa permanentem Termindruck, Fremdbestimmung oder unbewältigten emotionalen Problemen als auch aus körperlichen Stressoren, wie zum Beispiel Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronischen Infekten oder häufigen Unterzuckerungen (Hypoglykämien) resultieren. Äußere Stressfaktoren werden in der Regel durch innere Stressverstärker intensiviert: sich ständig zu überfordern, immer alles perfekt und allen recht machen zu wollen und die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen, Schwierigkeiten in der Selbstorganisation, Impulsivität – das ist unser persönlicher Anteil am Stressgeschehen.

Durch die erhöhte Freisetzung von Cortisol und anderen Stresshormonen fällt es uns unter Umständen irgendwann schwer, überhaupt noch zu einem normalen Ruhe- Niveau zurückzukehren. Diesen Zustand kann man sich vorstellen wie ein „festhängendes Gaspedal“ am Auto. Die Leistung kann dann nicht mehr sinnvoll angepasst werden und das Auto fährt auch ohne Grund Vollgas. Dabei können die Stresssymptome dauerhaft anhalten. Auf Dauer kann diese Aktivierung dann in ihr Gegenteil umschlagen und der Organismus lässt sich dann durch die Stressreaktion nicht mehr ausreichend aktivieren. Typische Symptome sind:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Reduzierte  Leistungsfähigkeit
  • Konzentrationsstörungen

Stresssymptome mindern die Lebensqualität und stellen ein Risiko für die Entwicklung verschiedener psychischer und körperlicher Erkrankungen dar. Stresssymptome sollten deshalb möglichst frühzeitig behandelt werden.

Gesundheitsstörungen von Migräne, Depression und Burnout (Erschöpfung, innere Leere, totale Kraftlosigkeit. Ruhelosigkeit, Verzweiflung) über Reizdarm, Allergien und Diabetes mellitus bis hin zu Rückenschmerzen, Tinnitus und Bluthochdruck können bei langanhaltender Stressbelastung die Folge sein. Insbesondere Frauen in Wechseljahren, die unter Ungleichgewicht der Geschlechtshormone leiden, reagieren in dieser Lebensphase besonders heftig auf Stress, etwa mit Gewichtszunahme und Schlafstörungen.

Weitere Stresssymptome sind:

  • Höhere Anfälligkeit, stressigen Lebenssituationen nicht gewachsen zu sein
  • Entwicklung depressiver Symptome
  • Schlafstörungen
  • Schwierigkeiten bei Diabetikern, ihre Blutzuckerwerte unter Kontrolle zu halten
  • Geschwächtes Immunsystem und häufigere Infekte

Wir haben nach unseren klinischen Erfahrungen eine Einteilung in 4 Phasen vorgenommen:

Phase 1Überforderung – Anstrengung – Schuldgefühle
  
Phase 2Vermehrte Anstrengungen – Erfolglosigkeit – Schlafstörungen
  
Phase 3Schwere Erschöpfung – Widerwille – Apathie
  
Phase 4Depression – Ängste – Somatisierungsstörungen

Spätestens in der Phase 4 ist dringend eine fachliche Behandlung erforderlich.

Die Bearbeitung des Fragebogens liefert erste Anhaltspunkte, ob bei Ihnen Anzeichen für ein Burnout oder ein erhöhtes Burnout-Risiko bestehen. Beantworten Sie sieben oder mehr der gestellten Fragen mit “ja”, empfehlen wir eine Vorstellung in einer stressmedizinisch orientierten Einrichtung.

Burnout-Fragebogen

Therapieziel ist, aktivierende und dämpfenden Nervenimpulse wieder ins Gleichgewicht zu bringen (den Stressnerven auszubremsen und den Erholungsnerven zu trainieren) und den Zustand dauernder innerer Anspannung zu beenden. Aus der Medizinforschung ist inzwischen bekannt, dass die Fähigkeit eines Menschen, mit belastenden Lebensumständen erfolgreich umzugehen, also seine individuelle Resilienz, veränderbar und steigerbar ist.

  • Ernährungsumstellung im Sinne einer entzündungshemmenden Nahrung, Darmsanierung nach spezifischer Diagnostik ist ein weiterer entscheidender Faktor. Aus den neueren Forschungsergebnissen wissen wir, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien und Darmökologie direkt mit unserer Gesundheit in Zusammenhang steht (s. Ernährungsberatung).
  • Der Nährstoffverbrauch bei Stress ist deutlich erhöht; eine gute Versorgung mit Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen (wie etwa  Magnesium, B‑Vitamine, Vitamin C, Vitamin D3 etc.) ist essentiell.
  • Bestimmte pflanzliche und antientzündliche Substanzen können den Organismus in Stressphasen entlasten.
  • Laboranalysen zeigen das Ausmaß der Stressbelastung und welche Hormone und Neurotransmitter (Botenstoffe) im Ungleichgewicht sind. Die Behandlung u. a. mit Aminosäuren, den Vorstufen der Neurotransmitter, unterstützt auf natürliche Weise die Neuroregulation.
  • Schlafdauer und ‑qualität, die bei chronischem Stress oftmals beeinträchtigt sind, haben immense Bedeutung für die körperliche und seelisch-mentale Regeneration.
  • Auf psychischer Ebene ist entscheidend, ob wir uns als Opfer äußerer Umstände oder als selbstwirksam und kompetent im Umgang mit Herausforderungen wahrnehmen. Gerne unterstütze ich Sie dabei, sich Ihre persönlichen Stressfaktoren bewusst zu machen und diese abzubauen.

Behandlungsansatz der Psychotherapie:

  • Erhöhung der Achtsamkeit
  • Suche nach geeigneten Formen der Entspannung
  • Optimierung des Zeit- und Stressmanagements
  • Psychohygiene in Bezug auf Schlaf und digitale Medien
  • Kognitive Umbewertung
  • Veränderung innerer Einstellungen
  • Klärung innerer Konflikte
  • Klärung zwischenmenschlicher Konflikte
  • Verbesserung der Emotionswahrnehmung
  • Verbesserung der Emotionsregulation